Der Gänsegeier (Gyps fulvus) gehört zur Familie der Habichtartigen (Accipitridae) und zur Unterfamilie der Altweltgeier (Aegypiinae). Er brütet stellenweise im südlichen Europa (z.B. Spanien, Balkan) und Asien sowie in Teilen Nordafrikas und der Arabischen Halbinsel. Einige südeuropäische Gänsegeier übersommern in den Alpen, andere fliegen im Sommer noch weiter nordwärts, so dass sie vereinzelt in verschiedenen Bundesländern Deutschlands (auch in Bayern) zu beobachten sind. Das winterliche Zugverhalten variiert stark: viele adulte Gänsegeier bleiben an ihrem Standort, während andere (meist junge) Vögel bis nach Afrika ziehen. Laut IUCN gilt der Gänsegeier als ungefährdet (least concern) und zunehmend (increasing).
Leider ist Deutschland für Geier nicht als Lebensraum geeignet, denn er ist ja ein Aasfresser, aber hierzulande wird jedes verendete Tiere sofort entsorgt. Die Geier finden einfach keine Nahrung. Es ist daher nicht das erste Mal, dass ein Gänsegeier halb verhungert in Deutschland aufgegriffen wurde. Hilfe ist nur möglich, wenn man den Geier füttert, bis er wieder bei Kräften ist und ihn anschließend auf die Alpensüdseite verfrachtet, was natürlich aufwendig ist und verschiedene Sondergenehmigungen erfordert.
Zur Brut und zur Rast werden senkrechte oder steile Felsklippen, Schluchten und ähnliche Felsformationen benutzt, sehr gerne mit Überhängen. Die Nahrungssuche findet über einem weiten Spektrum überwiegend offener und trockener Landschaften statt, dazu zählen Steppen, Halbwüsten, Berghänge und Hochplateaus, aber auch landwirtschaftliche Flächen der Ebene. Die Art kommt in Höhen von 0 bis 3000 m vor; Nahrung suchende Gänsegeier wurden auch bis in 3500 m Höhe beobachtet.
Der Gänsegeier sucht nach Nahrung, indem er einzeln ausdauernd über der Landschaft kreist. Der Geier sucht direkt nach Aas auf dem Boden, aber auch indirekt, durch die Beobachtung bodenlebender Raubtiere und vor allem durch die Beobachtung anderer aasfressender Vögel im Luftraum. Auf diese Weise sammeln sich an einem einmal entdeckten Kadaver immer mehr Geier, die jeweils das Niedergehen ihrer Artgenossen beobachtet haben. Zumindest in Europa verwerten Gänsegeier heute praktisch ausschließlich größere tote Haustiere; von Schafen und Ziegen bis hin zu Rindern und Pferden. Seltener werden auch kleinere Kadaver z. B. von Rehen, Hunden, Hasen, Füchsen und ähnlichen Tieren genutzt. Bevorzugt gefressen werden die inneren Organe und der Mageninhalt sowie das Muskelfleisch.
Sein Nest errichtet der Gänsegeier in steilen Felsklippen und Schluchten. Er ist sehr gesellig und brütet meist in Kolonien. Die Balz besteht aus gemeinsamem Kreisen und „Tandemflügen“, bei denen ein Partner jede Flugbewegung des anderen Vogels kopiert. Das Nest wird in Felswänden auf Bändern unter Überhängen oder in nach vorn offenen Nischen und Höhlen gebaut. Es besteht aus Stöckchen und Zweigen und wird mit grünen Zweigen oder Gras ausgelegt. Der Legebeginn fällt im gesamten Verbreitungsgebiet recht einheitlich in den Zeitraum Ende Dezember bis Ende März. Das Gelege besteht nur aus einem Ei, das meist reinweiß ist. Beide Partner brüten, die Brutzeit dauert 47 - 57 Tage. Das Junge wird auch abwechselnd von beiden Partnern mit Nahrung versorgt, die im Kropf zum Nest gebracht und dort ausgewürgt wird. Der Jungvogel verlässt das Nest im Mittel nach etwa 135 Tagen, in Südeuropa etwa Mitte Juli bis Mitte August. Er wird noch einige Wochen von den Elternvögeln versorgt und wandert dann ab.
Größe / Spannweite / Gewicht: ca. 93 – 110 cm / ca. 234 - 269 cm / 6,2 - 11,3 kg.
Lebensraum: Brut und Rast: senkrechte oder steile Felsklippen, Schluchten und ähnliche Felsformationen, sehr gerne mit Überhängen.
Nahrungssuche: offene und trockene Landschaften z.B. Steppen, Halbwüsten, Berghänge und Hochplateaus, aber auch landwirtschaftliche Flächen der Ebene.
Nahrung: Aas hauptsächlich von größere toten Haustieren: Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden.
Bestand Europa (2021): ca. 67,4 Tsd. – 83,8 Tsd. {IUCN], Trend: ansteigend.
Brutpaare Spanien (2004): ca. 22,5 Tsd. [Goran Sušić].
Gefährdung Global und Europa: ungefährdet [IUCN 2021].
Anwesenheit in D / BY: sporadisch und selten.
Quellen
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