Professor Dr. Hermann Oblinger, gestorben am 6.11.2012 

 

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Der Naturwissenschaftliche Verein für Schwaben e. V. trauert um sein Ehrenmitglied Professor Dr. Hermann Oblinger.

Professor Oblinger hat von 1969 bis 1977 den Verein als 1. Vorsitzender geleitet. 23 Jahre lang, von 1979 bis 2002, übernahm er gemeinsam mit Dr. Otto Mair die Herausgabe der Berichte des Vereins. Nie hat er auch nur im Ansatz  über diese seine so viele Jahre dauernde Arbeit erwähnt, was er im Nachruf auf seinen Vorgänger Professor Dr. Georg Steinbacher äußerte: „Und wer weiß schon, wieviel Arbeit und Zeitaufwand hinter jedem herausgegebenem Heft steckt“. Professor Oblinger war für unseren Verein aber weit als mehr Vorsitzender und Herausgeber. Er war unser Universalgelehrter. Neben 53 Publikationen aus seinem eigentlichen Fachgebiet der Schulpädagogik, das er als Ordinarius an der Universität Augsburg lehrte, hat er 76 naturwissenschaftliche Publikationen geschrieben, und dies aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen. Allein in der Biologie reicht die Bandbreite vom „Steinadler auf Gemsenjagd“ bis zur Abhandlung über Flechten oder von „Naturwissenschaftlichen Studien in Island“ bis zu „Das Nördliche Lechtal in Vergangenheit und Gegenwart“. Wir verdanken Professor Oblinger Berichte aus dem Bereich der Geologie und Geographie von „Findlingsblöcken im Kemptener Wald“ bis „Aus der Erdgeschichte der Umgebung von Glatz [in Schlesien] und nicht zuletzt auch aus der Geschichte der Naturwissenschaften, und hier von „Albertus Magnus als Biologe in Schwaben“ bis zum „Werdegang des Museums zu Augsburg“. Nicht zu zählen sind die Exkursionen, die Professor Oblinger mit seinen Studenten, mit den Mitgliedern des Vereins und mit Interessierten aus der Bevölkerung geführt hat. Das Gleiche gilt für seine Vorträge, die alle mit seinen Publikationen und seinen Exkursionen eines gemeinsam hatten: Sie basierten auf einer profunden Kenntnis und waren gleichzeitig beseelt von der Liebe zur Natur, oder wie Hermann Oblinger wohl gesagt hätte, zur Schöpfung Gottes. Sie waren aber auch, ganz entsprechend seinem Beruf als Schulpädagoge, didaktisch so gestaltet, dass sie Experten und Laien gleichermaßen ansprachen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang auch an eine Passage aus einem Vortrag über die Donauauen, den er vor vielen Jahren gehalten hat. Prof. Oblinger zeigte damals ein Frühlingsbild mit dem frischen Grün der Bäume und erwähnte dabei kurz, wie ihm nach der Entlassung nach jahrelanger russischer Kriegsgefangenschaft die wieder gewonnene Freiheit so richtig in einem solchen Frühlingswald bewusst geworden war.

Hermann Oblinger hat unter den üblichen Nachkriegsbedingungen „seinen“ Beruf gefunden, den Beruf des Pädagogen, einen Beruf, der geradezu ihm zugedacht erschien. So blieb er auch als Ordinarius zuallererst Pädagoge, also Erzieher, und das hieß für ihn vor allem: Wissen vermitteln.

Das war das Eine, was ihn auch im Verein so beliebt und achtenswert machte. Aber es war nicht alles. Hermann Oblinger war ein geradliniger und gleichzeitig offener Mensch, er hatte  Grundsätze und er hatte Wertvorstellungen, zu denen er stand. Gleichzeitig war er überaus tolerant. Er war zudem bis ins höchste Alter aufgeschlossen für Neues. Dafür ein Beispiel: Als er – über achtzigjährig – aus gesundheitlichen Gründen größere Exkursionen nicht mehr durchführen konnte, wandte er sich noch einmal dem für ihn völlig neuen Forschungsgebiet der Mikrobiologie in Gewässern zu. Mit Wissensdurst und bestaunenswerter Akribie arbeitete er sich in diesen Forschungsbereich ein, fand dabei große Lücken, gerade unsere Umgebung betreffend, und hinterließ uns auch auf diesem Fachgebiet grundlegende Arbeiten. Seine letzten Publikationen heißen „Mikroflora und Mikrofauna im Stadtparkteich in Neusäß“ 2007 und „… im Mittellauf der Schmutter“ 2009. Sein räumlicher Radius hatte sich im Vergleich zu seinen früheren Arbeiten also eingeengt; sein Geist nicht.

Der Naturwissenschaftliche Verein für Schwaben wird Professor Hermann Oblinger ein ehrendes Gedächtnis bewahren, nicht nur als seinem verdienstvollen Ehrenmitglied, sondern gerade auch als einem im höchsten Maße zu achtenden und zu ehrenden Menschen.

 

Verfasser: Eberhard Pfeuffer